Trelleborg - Letztes Update 18.09.2023
Navidaten: 55.39480 11.27251 oder: Trelleborg Alle 4, 4200 Slagelse, Dänemark
18.09.2023
Im Januar 2021
wurde durch die damalige Kulturministerin Joy Mogensen ein fast
400-seitiger Antrag nach Paris an die UNESCO Welterbe Institution
(International
Council on Monuments and Sites - ICOMOS) auf den Weg
gebracht, der die Aufnahme der fünf dänischen Wikingerburgen in
die Welterbeliste zum Ziel hatte. Es hat geklappt - Herzlichen
Glückwunsch - Gestern, am 17.09.2023, wurde in
Riad
in
Saudi-Arabien auf der
45. Sitzung des Welterbekomitees
der UNESCO
beschlossen, die dänischen wikingerzeitlichen Ringburgen -
Aggersborg,
Fyrkat,
Nonnebakken,
Borgring und
Trelleborg - zum Welterbe
zu erklären. Herzlichen Glückwunsch!
Im Zusammenhang mit dieser Bewerbung wurde auf der Webseite des dänischen Nationalmuseums eine Unterseite eingerichtet auf der zahlreiche Informationen hinterlegt sind. Unter anderem auch ein Link zu diesem 1.35 minütigen Drohnenflug über Trelleborg.
Der entsprechende Eintrag zu dem Runenstein in "Fund og Fortidsminder" ist hier verlinkt.
Die
kreisrunde Burganlage wurde durch Zufall entdeckt. Die gewaltigen grünen Wälle
der Trelleborg verlockten zur Anlage einer Rennbahn für Motorräder. Bevor die
Genehmigung erfolgte, wurde das Gelände untersucht. Dies führte in den Jahren
1934-1941 zur fast vollständigen Ausgrabung einer einzigartigen Anlage, die
zusammen mit den norwegischen Wikingerschiffen den Hintergrund für die Macht
der Wikingerzeit erkennen lässt.
Trelleborg
ist eine Burg aus der Wikingerzeit, vom Anfang der 980er Jahre. Die gewaltige,
stark befestigte Anlage besteht aus einer Hauptburg und einer Vorburg, die
zusammen eine Fläche von etwa 7 ha bedecken. Aufgeführt wurde die Burg auf
einer breiten Landzunge, die ursprünglich in einen unzugänglichen Sumpf ragte,
doch ist der Sumpf längst in Wiesengelände verwandelt. Durch die Wiesen fließen
zwei der größten Flüsse, oder Flüsschen, im westlichen Seeland - im Norden
der Tudeå (å=Fluss), im Süden der Vårbyå. Die beiden vereinen sich westlich
von Trelleborg zum Næsbyå, der in den Großen Belt mündet. In der Luftlinie
ist die Entfernung zum Belt ca. 3 km.
Trelleborg
wurde offenbar auf einem alten heidnischen Opferplatz angelegt. Aus dieser Zeit
stammen brunnenartige Gruben mit einem Inhalt, der zu beweisen scheint, dass man
Opfer dargebracht hatte. Man kann deutlich erkennen, dass der Opferplatz älter
als die große symmetrische Anlage
ist, da die Opfergruben mehrfach unter die Häuser der Burg greifen und
zugeworfen waren, bevor diese errichtet wurden. In einer der Gruben lagen zwei
kleine Kinder zusammen mit dem Kopf und den Gliedern eines jungen Ziegenbocks,
dem man die Stirn eingeschlagen hatte. Eine andere Grube enthielt ebenfalls zwei
Kinder und große Teile einer jungen Kuh, eines Hundes und Knochen von anderen
Tieren, eine dritte enthielt den Schädel eines Menschen. Dass man schon damals
hier gewohnt hat, zeigen verschiedene Hausreste, kleine hufeisenförmige Gebäude,
bei denen es sich um Wohnungen der Götter gehandelt haben kann. Ein etwa 30 m
langes Haus ist vielleicht die Aufenthaltsstelle für den Häuptling gewesen,
der als Gode dem Göttertempel vorstand.
Nach
ausführlichen Auffüllungs- und Planierarbeiten wurde dann die Burg nach einem
sorgfältig ausgearbeiteten Entwurf ausgeführt.
Bei
der Konstruktion hat man zunächst die Burgmitte ausgewählt, von wo man die
Zirkelbogen schlug, die die Wälle und Gräben begrenzten. Der Mittelpunkt ist
zugleich Schnittpunkt für die beiden senkrecht zueinander verlaufenden
Hauptachsen, die das Innere der Hauptburg in vier gleich große Teile
unterteilen und die sich nach draußen durch die vier Tore fortsetzen.
Die
Burganlage
Die
Hauptburg ist von einem 17 m starken und bis zu 6 m hohen kreisrunden Wall
umgeben, der ein Gelände von etwa eineinhalb Hektar Land umschließt. Auf der
Außenseite war der Ringwall nach der Landseite hin mit einem Mantel von steifem
Lehm bekleidet, der durch Holzstöcke und Zweige zusammengehalten wurde. Im
Bereich der Wiesen im Norden, Westen und Südwesten ruhte der Wall auf einem
Fundament von Steinen und Pfahlwerk. Die Innen- und Außenseiten des Walls
bilden konzentrische Kreise mit der Mitte des Burgplatzes als Zentrum. Der
innere Radius ist 68 m. Sowohl außen wie innen war der Wall mit in die Erde
gegrabenen Palisaden bekleidet. Ein Absatz an der Außenseite, vermutlich eine
Wehrstellung, hatte ebenfalls Palisaden. In die vier Himmelsrichtungen führten
Tore durch den Wall. Auch die Torwände waren mit senkrechten, halbrunden
Palisaden verkleidet, die eine waagrechte, mit Lehm bestrichene Bohlendecke
trugen. Um den Druck des Erdwalls auf die Palisadenwände zu verteilen, befinden
sich hinter diesen 6 m dicke Steinpackungen durch die ganze Breite des Walls.
Diese Mauern sind am Osttor restauriert worden. An ihrer Außenseite konnten die
Öffnungen durch Torflügel, für die man in mehreren der Tore Ringe und Schlüssel
gefunden hat, geschlossen werden.
Auf
der Innenseite längs dem Ringwall verlief eine
Straße. Außerdem waren die einander kreuzweise gegenüberliegenden Tore
seinerzeit durch Straßen mit Holzpflaster verbunden. Diese beiden Hauptachsen,
die Nord-Süd- und die Ost-West-Straße, teilten den Burgplatz in vier Viertel.
In jedem dieser Viertel standen vier große Häuser um einen geschlossenen Hof.
Außerhalb des Walls befindet sich an der Langseite ein 17 - 18 m breiter und 4
m tiefer Wallgraben, der der Linie des Walls folgt. Im Westen war der Graben
durch den Sumpf überflüssig. Zwei Brücken über den Graben verbanden Haupt-
und Vorburg. In der Vorburg waren die Häuser nicht in Karrees, sondern
strahlenförmig angeordnet, wobei die Längsachse bei allen auf das Zentrum der
Hauptburg gerichtet war. Ihre inneren Giebel liegen in einer Kreislinie mit dem
gleichen Zentrum wie der Ringwall.
Das
Eigentümliche an der gesamten Anlage ist überhaupt ihre unerhörte Regelmäßigkeit
und fast mathematische Präzision. Die Maßeinheit scheint der römische Fuß (römischer
Normalfuß = 29,57 cm, berechnetes Mittelmaß des Trelleborgfußes = 29,33 cm)
gewesen zu sein, der in allen Teilen der Burg auftaucht. So sind zum Beispiel
die Häuser der Blocks 100 Fuß und die Häuser der Vorburg 90 Fuß lang, die
Breite des Ringwalls beträgt 60 Fuß. Es darf ferner erwähnt werden, dass der
Radius von der Burgmitte bis zur Innenseite des Ringwalles 234 Fuß beträgt und
der Abstand zwischen den beiden Wallgräben 234 Fuß ausmacht, während der
Abstand von der Burgmitte bis zum nächsten Giebel der Vorburghäuser das
doppelte Maß (468 Fuß) hat.
Um
den Häuserkranz der Vorburg, ihrer fünfzehn, läuft ein äußerer Wall mit
Graben, der auch eine Begräbnisstätte mit etwa 150 Skelettgräbern einschloss.
Das Gräberfeld erstreckte sich weit nach Osten. Wall und Graben machen hier ein
großes Knie. Unter den Gräbern befanden sich drei Gemeinschaftsgräber
(Kriegergräber), das größte mit zehn Skeletten. Untersuchungen an den
Skeletten haben ergeben, dass die Körperhöhe des Mannes etwas unter 170 cm
gelegen hat. Die meisten Beigesetzten waren, wie man erwarten durfte, junge oder
jüngere Männer im Alter von 20 bis 40 Jahren gewesen. Hinzu kommen etliche
Frauen, einige wenige Kinder und Alte. Bei den Zähnen zeigte sich teilweise
eine außerordentliche Abnutzung der Kronen, teils ein sehr geringes
Kariesvorkommen, d.h. bei weniger als 1 % der untersuchten Zähne.
Es
sind nur verhältnismäßig wenige Grabbeigaben vorhanden. Aber es findet sich
nichts, was besonders auf das Christentum hindeutet. Begräbnisse mit
unverbrannten Leichen in Ost-West-Richtung waren in Dänemark durchaus bekannt,
bevor das Christentum die Macht bekam, die Grabsitten zu prägen.
Das
Grabgut umfasste nur wenige Waffen, unter denen eine ungewöhnlich
breitschneidige, aber zugleich schmalblattige Streitaxt mit Silberbelag
bemerkenswert war. Das dreieckige Schaftloch, in dem noch ein großer Nagel
vorhanden ist, um ein Abgleiten der Axt vom Stiel zu verhindern, weist auf eine
späte Axtart hin. Die Axt ist aber durch die beidseitige Bartbildung besonders
gekennzeichnet. Der eine Bart ist etwas länger als der andere. Die Schneidenlänge
beträgt 32 cm, die Höhe der Axt 16,5 cm. Die Verzierung ist leider stark beschädigt.
In die aufgerauten Flächen hat man gezwirnte Silber- und Gelbmetallfäden nicht
nur als Rahmenwerk, sondern als Verzierung selbst eingehämmert. Als Motive sind
noch schraffierte Dreiecke, parallel laufende Bänder sowie kleine eingelegte
Kreise erkennbar. Die Axt ist hinsichtlich der Form und der Verzierung mit Äxten
im Baltikum und Ostpreußen in Verbindung zu bringen.
Außerdem
fand man einiges Werkzeug, wie zum Beispiel Zange, Hammer, Amboss und Feile,
landwirtschaftliche Geräte, darunter Sensenblätter und ein Pflugeisen, ferner
Schmucksachen (z.B. hufeisenförmige Spange, vergoldete Brosche mit Königskopf
als Nachahmung einer der Münzen des englischen Königs Ethelred, schalenförmige
Schnalle und dreieckige Fibel), Tongefäße und Zubehör zum Spinnen und Weben.
Die
Gebäude
Sämtliche
Gebäude der Burganlage waren aus Holz. Es handelt sich um Stabbauten mit
senkrechten, in die Erde gegrabenen Wandbohlen, auf denen das Dach ruhte. An der
Außenseite der Bohlenwände standen Reihen von schräggestellten Pfosten, um
die Wände zu stützen und das Haus solchermaßen zu stabilisieren. Vom Holz
dieser Gebäude ist nichts erhalten. Was man gefunden hat, sind nur die Spuren
der eingegrabenen Pfosten und Bohlen im Untergrund, die jetzt alle als
zementierte graue Flecken und Streifen im grünen Gras markiert sind. Sie
zeigten sich ursprünglich als schwärzlicher Erdflecken im gelben Lehm des
Untergrundes. Die Dimensionen des Bauholzes lassen sich freilich nicht
unmittelbar aus der Größe der Zementgussstellen ablesen. Was die Form des
Zementgusses bestimmt hat, war der Umriss der ausgehobenen Löcher, in denen
Pfosten und Wandbohlen angebracht wurden.
In
den Karrees der Hauptburg sind alle Gebäude in bezug auf Größe, Konstruktion
und Einrichtung fast völlig gleich. Sie haben eine eigenartige nahezu
elliptische Form mit gerade abgeschnittenen Giebeln, aber ausgebuchteten Längswänden.
Innen sind sie ca. 29,5 m oder ca. 100 römische Fuß lang. Das Innere ist in
zwei kleinere Giebelräume und eine in der Mitte liegende Halle geteilt,
letztere 8 m breit und ganze 18 m lang, oder dreimal so lang, wie die 4,5 m
breiten Giebelräume. Die Giebelräume haben manchmal vertiefte Keller gehabt,
die als Vorratsräume für Lebensmittel, Abfallgruben oder vielleicht als Keller
für Gefangene dienten. Die Giebelräume waren zur Halle hin durch Wände
abgetrennt, die aus ein paar Planken bestanden hatten. Diese Wände bildeten ein
tragendes Element in der Dachkonstruktion. Inmitten der Halle, deren Fußboden
aus Bohlen oder Lehm bestand, ist in den meisten Häusern die mit Steinen
gepflasterte Feuerstelle. Von der Halle führten Türen in die Giebelräume und
zwei Türen ins Freie, letztere diagonal gegenüber in den Längswänden. Auch
an den Giebeln befanden sich in der Regel Türen. Die Wände waren mehr als
mannshoch gewesen und bestanden aus breiten Eichenplanken, von denen jede
zweite, eine Falzplanke, in den Untergrund eingegraben war. In sie waren die
etwas dünneren, mit einer Feder versehenen Planken eingefalzt worden. Die
Vorburghäuser hatten die gleiche Form, waren aber um 10 % kürzer (90 römische
Fuß). Sie sind alle herdlos und dürften daher als Lagergebäude gedient haben.
Mitten
in zweien der Karrees fand man kleinere, freistehende Häuser eines anderen
Konstruktionstyps. Man weiß nicht, wozu sie dienten. An der nordöstlichen Ecke
befindet sich ein kleiner Anbau von der gleichen elliptischen Form wie die großen
Häuser. Beim Nordtor wurde ein quadratischer Grundriss gefunden, Spuren eine ähnlichen
beim Westtor. Es dürfte sich um Wachhäuser gehandelt haben.
Trelleborgs
Funktion
Trelleborg
war eine sehr starke Festung, in der sicherlich eine große Garnison Platz
hatte. Niemand anderes als der König selbst war imstande, eine so feste Burg zu
bauen, die einen enormen Materialverbrauch und eine Arbeiterschar von mehreren
hundert Mann erforderte. Bei Fyrkat, in der Umgebung von Hobro/Jütland, und auf
Nonnenbakken in Odense/Fünen wurden sehr ähnliche Burgen gefunden; Aggersborg,
an der Nordseite des Limfjords/Jütland, ist eine noch größere Anlage von ganz
gleicher Art.
Lange
war es die allgemeine Auffassung - erstmals vom Ausgräber Trelleborgs, Poul Nørlund,
geäußert -, dass diese Burgen Trainingslager waren - Kasernen für die
Wikingerheere, mit denen Sven Gabelbart nach mehreren
Englandzügen das Inselreich im Jahre 1013 endlich eroberte. An dieser
Auffassung kann jedoch nicht festgehalten werden. Sie baute - unter anderem -
auf der Vorstellung, dass Trelleborg unmittelbar für Schiffe zugänglich war.
Wie erwähnt war es aber an der Seeseite von Sumpf umgeben. Untersuchungen des
Geländes zwischen Trelleborg und dem Großen Belt haben gezeigt, dass in älterer
Zeit eine Straßensperre quer durch das Tal lief.
Entscheidend
ist jedoch, dass durch Jahresringmessungen (Dendrochronologie) an dem im
Trelleborger Wallgraben verwendeten Holz nachgewiesen werden konnte, dass die Bäume
für den Bau der Burganlage im Winterhalbjahr 980/81 gefällt wurden, also lange
vor 993, dem Jahr, in dem Sven Gabelbart in den englischen Quellen erstmals als
Teilnehmer einer Englandfahrt genannt ist.
Es
wurde angeführt, dass die starke Befestigung der Burgen völlig sinnlos wäre,
wenn man sie einseitig mit Aktionen im Ausland in Verbindung bringt. Die Wälle
und Gräben wären zwecklos, es sei denn, dass ein Angriff auf die Burgen
denkbar gewesen wäre. Ihre Lage ein Stück landeinwärts von der Küste deutet
aber nicht darauf, dass die Befestigungen gegen fremde Angreifer gerichtet
waren, die notwendigerweise in Schiffen hätten kommen müssen. Die Aufgabe der
Burgen ließe sich deshalb sicherlich als Zwingburgen aus inneren dänischen
Zusammenhängen erklären. Diese These baut auf der Grundlage einer ersten
Reichssammlung unter König Harald Blauzahn und auf der Variante, nach der die
Burgen die Stützpunkte Haralds im Bürgerkrieg gegen seinen Sohn Sven Gabelbart
waren.
Inzwischen
wird aber auch diese These von dänischen Forschern angezweifelt. Es wird zu
bedenken gegeben, daß die o.a. inneren Zustände schwerlich mit der Tatsache zu
verknüpfen seien, dass die Anlagen mit ihren umständlichen „Pedanterien“
offenbar in relativer Ruhe und wohl vorbereitet erbaut worden sein müssen.
Die
Anlage der vier Burgen wird nunmehr in Zusammenhang mit einer geplanten,
reichsumfassenden Verteidigung (unter Einbeziehung des Danewerks) in einer
kritischen Periode gesehen.
Im
10. Jahrhundert richteten sich die Angriffsbemühungen gegen Dänemark aus zwei
Richtungen: aus dem Norden und aus dem Süden. Die Gefahr von Norden bestand
latent mindestens seit der Mitte des Jahrhunderts und endete vorläufig im Jahre
1000 mit der Seeschlacht bei Svolder. Für die Jahre 934, 974 und 983 sind
deutsch-dänische Kriege belegt. Ferner war der Besitz der Königsherrschaft von
Dänemark wiederholt durch von außen kommende Eroberer bedroht. Dänemarks
verteidigungspolitische Lage war also äußerst kompliziert.
Die
geographische Lage der Burgen macht deutlich, dass die Feinde aus dem Norden
erwartet wurden. Es liegen gute Gründe vor, den Kograben an der Südgrenze
gleichzeitig mit den Ringburgen zu halten. Ein solcher Zusammenhang würde dem
Ringburgen-Komplex eine Dimension hinzufügen, die eindeutig in Richtung auf die
Reichsverteidigung weist, als dem Hauptanliegen des Bauherrn dieser Anlagen. Der
Bauherr muss unter dieser Prämisse mit dem Zweifrontenkrieg gerechnet und die
Verteidigung des Reiches planmäßig gegen diese Bedrohung gerichtet haben.
Wenn
es wahr ist, dass die Hälfte aller Macht bei der Seemacht liegen soll, dann
stellte sich in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts dieses Problem in aller
Schärfe: Die großen Flotten stellten eine schwer einzudämmende Bedrohung dar
und feindliche Landgänge, die sich bis zu regulären Invasionen steigern
konnten, waren nur unter Anstrengungen zu verhindern. In den Burgen lagen solide
Stützpunkte für die Verteidigung der einzelnen Landesteile, bis sie militärische
Hilfe erhielten. Von ihnen konnten auch Gegenangriffe zu Land und zu See
organisiert werden.
Aus
der Lage der Ringburgen eine Strecke weit hinter der offenen Küste lässt sich
zum einen auf die Bedrohung schließen, durch feindliche Flottenangriffe überrascht
zu werden, und zum anderen auf ihre Funktion, dieser Gefahr begegnen zu sollen.
Die Burgen haben einen Angreifer dazu zwingen können, sich ihnen zu stellen.
Aus der Perspektive einer Reichsverteidigung muss eben darin ihre Aufgabe
gelegen haben. Sie bildeten die einzige Möglichkeit, eine feindliche Invasion
aufzuhalten, wollte man nicht das gesamte Problem der Flotte überlassen. Die
Einmaligkeit der Burgen dürfte somit vor dem Hintergrund gesteigerter Gefahren
zu eben dieser Zeit betrachtet werden, Befand sich die Flotte während des
Sommers auf See, dann konnten die Burgen auch als Basen und Stützpunkte eine
Funktion haben.
Die
Aggersborg bildete in dieser Sicht eine Parallele im Norden des Reiches gegen
Norweger und Schweden zum Kograben im Süden gegen die Deutschen. Die übrigen
Stützpunkte erstreckten sich in einem regelmäßigen weiten Bogen bis nach
Seeland.
Leider
kennen wir die dänische Geschichte um 980 nicht ausreichend gut, um den Bau der
Burgen mit Sicherheit in eine bestimmte politische Situation einpassen zu können.
Bis auf weiteres müssen wir uns damit begnügen festzustellen, dass die Burgen
vom Auf- und Ausbau einer starken dänischen Königsmacht gegen Ende des 10.
Jahrhunderts zeugen. Die Burgen sind aber auch Zeugnisse eines organisatorischen
Talents und technischen Könnens, die früher niemand mit der dänischen
Wikingerzeit verbunden hätte.
Mit der Ausgrabung der Trelleborg wurde somit ein völlig neues Licht auf die Wikingerzeit geworfen. Trelleborg auferstanden, so dass alle einen Eindruck von der damaligen Präzision der Anlage gewinnen können, ist deshalb weit mehr als das größte vorzeitliche Denkmal in Westseeland.
Zur Veranschaulichung des eigentümlichen Aussehens der
ganzen Anlage befindet sich vor dem Eingang zur Vorburg ein Modell im Größenverhältnis
1 : 100. Dazu wurden auch einige mehrsprachige Informationstafeln aufgestellt,
die einen Überblick über die dänische Wikingerzeit und die Burganlagen sowie
deren Aufbau gewähren. In unmittelbarer Nähe hierzu steht auch ein Modellhaus
mit eingegrabenen Wänden aus breiten Eichenbohlen und mit einem umlaufenden
Laubengang. Es hat die Größe der Vorburghäuser; die Karreehäuser der
Hauptburg waren also ca. 3 m länger. Im Innern sind an den Längswänden der
Halle breite Erdbänke, wo sich die Schlafplätze befanden. Über dem Herd hat
das mit Eichenschindeln gedeckte Dach eine Öffnung. Gewisse Einzelheiten an
diesem Rekonstruktionsversuch müssen natürlich mit Vorbehalt betrachtet
werden. Beispielsweise haben spätere Untersuchungen ergeben, dass die Häuser
keinen Laubengang hatten. Die äußeren, schrägstehenden Pfosten waren Streben
zur Verstärkung der Wände. Dennoch vermittelt die Rekonstruktion einen recht
guten Eindruck vom vermutlichen Aussehen der Häuser und ihrer Einrichtung.
In direkter Nachbarschaft dazu befindet sich das im
Sommer 1995 neu eröffnete „Museet ved Trelleborg“. Hier hat man die Möglichkeit
durch Computeranimation, Filme, Dias, Tafeln, Modelle und Ausstellungen von
Funden einen Einblick in den Alltag auf Trelleborg etwa um das Jahr 980 zu
gewinnen.
Dazu gibt es ein kleines Cafe sowie einen Museumsladen,
in dem man Schmuckkopien, Perlen, Bücher und andere Souvenirs kaufen kann.
In der Sommersaison gibt es täglich Aktivitäten auf Trelleborg, wie z.B. Bogenschießen, Holz hacken, Kochen, Schrotung von Korn, Fischen, Spiele sowie verschiedene Handwerke.
Außerdem gibt es auf Trelleborg im Sommer auch einen großen Wikingermarkt, wie es ihn auch in Fyrkat und Lindholm Høje gibt, sowie die Aufführung eines Schauspieles.