Könige und Religion

Das erste Mal, dass wir mit Sicherheit den Namen eines Königs aus den historischen Quellen erfahren, ist im Zusammenhang mit der ältesten überlieferten Missionierung im Lande Anfang des 8. Jahrhunderts. Damals besuchte der englische Missionar Willibrord, Erzbischof von Utrecht, "die Stämme der wilden Danen [Dänen]". Darüber wird berichtet: "Dort soll Ongendus [wahrscheinlich eine lateinische Umschreibung des nordischen Namens Angantyr] geherrscht haben, ein Mann, grausamer als ein wildes Tier und härter als Stein, aber nach dem Willen Gottes behandelte er die Verkünder Wahrheit jedoch ehrenhaft". Es handelt sich hier möglicherweise um den gleichen Ongendus, der Ribe gründete.

Vieles deutet darauf hin, dass es in Dänemark bereits seit Beginn des 8. Jahrhunderts eine starke Zentralmacht gegeben hat, zumindest in Jütland. Die älteste Bauphase des großen Verteidigungswalls nach Süden - des "Danewerks" - lässt sich bis auf das Jahr 737 zurückdatieren, und 726 wurde quer durch die Insel Samsø an ihrer schmalsten Stelle ein 1 Kilometer langer, holzverkleideter Kanal gebaut, um die Schifffahrt in den dänischen Belten beherrschen zu können. Der Bau so großer Anlagen muss eine feste Organisation erfordert haben. 

Für das 9. Jahrhundert geben die fränkischen Quellen vereinzelt Auskunft über dänische Könige. Erwähnt wurde bereits König Godfred, der 808 Haithabu gründete, und der mächtig genug war, für Karl den Großen eine Bedrohung darzustellen. Außerdem werden die Könige Horik der Ältere und Horik der Jüngere erwähnt, die in den 50er Jahren des 9. Jahrhunderts dem Missionar Ansgar gestatteten, in Haithabu und Ribe Kirchen zu bauen. Erst ab Mitte des 10. Jahrhunderts liegen ausreichende Informationen vor, aus denen sich eine zusammenhängende Reihe von Königen erkennen lässt.

Das Gebiet, das später das mittelalterliche Dänemark ausmachen sollte, war allem Anschein nach bereits um 800 weitgehend geeint. Jedenfalls ist es ziemlich sicher, dass König Godfred zu Beginn des 9. Jahrhunderts nicht nur Jütland beherrschte, sondern auch die Herrschaft über das südliche Norwegen und Schonen hatte.

Die Bezeichnung Dänemark ist auf die "Danen" [Dänen] zurückzuführen - „die Stämme der wilden Danen", wie sie im Zusammenhang mit dem Besuch des Missionars Willibrord erwähnt werden. Der Name Dänemark taucht zum ersten Mal in den Reiseschilderungen von Ottar und Wulfstan auf, niedergeschrieben in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts am englischen Hof. Ottar, der in Nordnorwegen lebte, reiste mit dem Schiff sowohl nach Norden um das Nordkap bis ins Weiße Meer als auch nach Süden zum Handelsplatz Skiringssal am Oslofjord und weiter bis Haithabu. In Ottars Bericht heißt es u.a.:

"Und er erzählte, dass er von Skiringssal in fünf Tagen bis zu der Handelsstadt segelte, die Haithabu heißt. Sie liegt zwischen den Wenden, Sachsen und Angeln, und gehört den Dänen. Als er von Skiringssal fortsegelte, hatte er drei Tage lang an der Backbordseite Dänemark, an der Steuerbordseite das offene Meer; und dann, zwei Tage, bevor er nach Haithabu kam, hatte er an Steuerbord Jütland und Sillende und viele Inseln. In diesen Gegenden lebten die Angeln, bevor sie hierher ins Land kamen (an dieser Stelle sei daran erinnert, dass die Reisebeschreibung in England erzählt wird). Und in diesen zwei Tagen lagen backbord die Inseln, die zu Dänemark gehören".

Wulfstan berichtet von einer Schiffsreise von Haithabu zur Stadt Truso an der Weichselmündung im heutigen Polen. Wulfstan erzählte u.a., dass er

"von Haithabu abreiste und nach sieben Tagen und Nächten in Truso war, und dass das Schiff den ganzen Weg unter Segel fuhr. An seiner Steuerbordseite war Wendland, und backbord hatte er Langeland, Lolland, Falster und Schonen, alle diese Länder gehören zu Dänemark".

Das von Wulfstan erwähnte Wendland war der Nachbar der Dänen südlich der Ostsee. Hier lebten mehrere westslawische Stämme, die im 7. und 8. Jahrhundert aus Osteuropa an die Ostsee vorgedrungen waren, und mit denen die Dänen abwechselnd kriegerische Auseinandersetzungen und friedliche Kontakte hatten.

Mitte des 10. Jahrhunderts herrschte Gorm der Alte als König in Dänemark. "König Gorm, der zum Nutzen Dänemarks gewirkt hat, ließ seiner Frau Thyra dieses Denkmal setzen", so steht es auf dem kleineren der beiden Runensteine vor der Kirche in Jelling. Es ist der erste Beleg auf dänischem Boden für den Namen des Landes. Nachfolger Gorms als König wurde sein Sohn Harald Blåtand (dt. Blauzahn). Von da ab wurde die Königswürde weitervererbt, und die dänische Monrachie hat seitdem ununterbrochen fortbestanden. Auch König Harald errichtete einen Runenstein in Jelling, dessen Text lautet: "König Harald gebot, dieses Denkmal für seinen Vater Gorm und seine Mutter Thyra zu setzen, jener Harald, der ganz Dänemark und Norwegen gewann und die Danen zu Christen machte".

Haralds Runenstein, den man auch als den "Taufschein Dänemarks" bezeichnet hat, ist der offizielle Abschied vom Glauben an die alten Götter. Dieser Götterglaube ist in Ansätzen von den aus Süden kommenden Missionaren beschrieben worden, welche Menschen, die keine Christen waren, vorzugsweise als Heiden und wilde Barbaren bezeichneten. Der Übergang zum Christentum dürfte jedoch schwerlich abrupt erfolgt sein, da die Missionare mehr als 200 Jahre in Dänemark tätig waren, und auch der Glaubenswechsel scheint die Kampflust nicht gedämpft zu haben.

Außer dem berühmten Runenstein baute Harald auch zwei kolossale Hügel - Königsgräber - und eine Kirche in Jelling. Es war wahrscheinlich auch Harald, der den Bau von vier großen Ringburgen an strategisch wichtigen Stellen in Dänemark veranlasste. Den Burgen gemeinsam sind kreisrunde Wälle um eine kasernenähnliche Siedlung.

Um 987 wurde Harald die Königsmacht von seinem Sohn Svend Tveskæg (Gabelbart) entrissen. Svend suchte Macht und Reichtum in England zu gewinnen; 1013 eroberte er das ganze Land, starb aber schon 1014. In Dänemark wurde sein Sohn Harald König, aber nach dessen Tod im Jahr 1018 herrschte Knud der Große über England und Dänemark. Knud der Große starb 1035; sein Sohn Hardeknud wurde in Dänemark und 1040 auch in England sein Nachfolger. Hardeknud starb 1042.

 zurück