Die Wikingerzüge 

England

Bevorzugtes Ziel und ergiebigste Einnahmequelle der Wikinger war England. Das Land war in mehrere kleinere Königtümer aufgeteilt, die oft im Streit miteinander lagen - eine Situation, die die Dänen auszunutzen wussten. 835 wurde an der Themse-Mündung geplündert, und diese Plünderungen können als Auftakt für dänische Aktionen in dem Land in den nächsten zweihundert Jahren angesehen werden. Diese Aktionen bestanden aus Plünderungen und Gebietseroberungen mit nachfolgender Besiedlung. Sie fanden ihren Abschluss mit der Eroberung ganz Englands durch Svend Tveskæg und Knud den Großen im letzten Abschnitt der Wikingerzeit.

Im Jahr 865 ließ sich ein großes Wikingerheer in East Anglia nieder und begann mehrjährige Eroberungskriege. Das entscheidende Ereignis fand 876 statt, als der Heerführer Halfdan an seine Männer Land in Northumbria verteilte. Das gleiche wiederholte sich ein Jahr später im Königreich Mercia, wo die Wikinger ebenfalls Land erhielten und als Siedler auf den Höfen blieben. Der Rest des Heeres bekam 879 Land in East Anglia. Damit war das "Danelag" geschaffen, das Gebiet unter dänischer Herrschaft, in dem dänisches Gesetz galt. Die fünf Städte Lincoln, Stamford, Nottingham, Derby und Leicester bildeten zusammen mit dem Sitz des Königs in York die Stützpunkte dänischer Herrschaft.

Im Süden, im Königreich Wessex, herrschte jedoch weiterhin der englische König Alfred, und 866 kam es zwischen ihm und dem Wikingerkönig Guthrum zu einem Friedensvertrag, der das friedliche Zusammenleben der beiden Bevölkerungsgruppen regeln sollte. Anscheinend fühlte man sich dänischerseits an diesen Friedensvertrag nicht sonderlich gebunden, denn bereits 892 versuchten die Dänen wiederum, Wessex zu unterwerfen. Aus Frankreich kommend landete eine große Wikingerflotte in England, und mit deren Kriegern als Alliierten griffen die in England ansässigen Dänen Wessex an. Vier Jahre dauerte der Kampf, ohne dass es den Wikingern gelang, König Alfred zu besiegen, wonach das dänische Heer sich auflöste. König Alfred starb 899, aber seine Nachkommen eroberten Schritt für Schritt die dänischen Besitzungen zurück, und in den 20er Jahren des 10. Jahrhunderts befanden sich Mercia und Northumbria wieder unter angelsächsischer Oberherrschaft.

Die nordische Besiedlung Englands lässt sich heute noch deutlich an den vielen Ortsnamen ablesen, die überlebt haben. Die Wikinger hatten ihre zuhause gebräuchliche Namensgebung mit nach England gebracht, und man kennt viele Namen für Ortschaften mit denselben Ortsnamen-Endungen, wie sie im Norden verwendet wurden, wie z.B. -by, -toft und -torp. Allein von den Ortsnamen mit der Endung -by sind ungefähr 700 aus dem damaligen "Danelag" bekannt.

Viele Jahre lang war es im 10. Jahrhundert entlang der Küsten Westeuropas und Englands verhältnismäßig ruhig, aber gegen Ende des Jahrhunderts brach der Wikingersturm wieder los. Von 980 an berichten die Quellen von häufigen Überfällen und von großen Lösegeldzahlungen in Silber an die heerenden Wikinger. 1013 unterwarf Svend Tveskæg ganz England. Er starb 1014, aber sein Sohn Knud der Große eroberte 1016 die Macht zurück. König Knud starb 1035, und nach seiner Regierungszeit war es mit der politischen Stabilität in England vorbei. Letzter dänischer König auf dem englischen Thron war Hardeknud, der 1042 starb.

Wie bereits erwähnt, lassen sich bei den Besatzungen der Schiffe, die an Westeuropas Küsten und in England landeten, Norweger, Schweden und Dänen nicht eindeutig voneinander unterscheiden. Die Mannschaften waren oft gemischt, jedoch geht aus den Quellen klar hervor, dass die Dänen bei den Angriffen auf England dominierten, während die Norweger die wichtigste Rolle auf den nordenglischen Inseln, auf der Isle of Man, in Schottland und in Irland gespielt haben.

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